Dieser Artikel stammt aus P&S (Ausgabe 2021_4) – dem Magazin für Psychotherapie und Seelsorge. Viermal im Jahr widmet sich P&S einem neuen Themenschwerpunkt.
„Ich habe einen wunderbaren Ehemann“
Lüge und Wahrheit in der Psychotherapie
von Samuel Pfeifer
Eigentlich sollte man doch meinen, eine Psychotherapie sei der Ort, wo sich ein Mensch rückhaltlos öffnet und endlich einmal das sagen darf, was ihn im Tiefsten beschäftigt. Ohne Angst vor Vorurteilen, Abwertung und Ablehnung. Und wo auch der Therapeut ganz der Wahrheit verpflichtet ist. Ja, eigentlich schon, aber …
Tatsache ist,
dass Menschen in unsere Beratung kommen mit Hemmungen und Ängsten, und mit ihren Masken, die sie auch im Leben allgemein vor dem unverstellten Blick der anderen schützen. Der Mensch neigt dazu, die Wahrheit zu verdrängen, insbesondere, wenn dadurch das Idealbild seiner selbst bedroht würde. Doch darf man dabei das Wort „Lügen“ verwenden? Es besteht ein weites Feld zwischen krimineller Verdunkelung und schambesetzter Aufrechterhaltung der eigenen Würde. Ist Lüge im Kontext der Therapie moralisch verwerflich oder einfühlbar?
Innerlich laufen vielleicht folgenden Aussagen ab: „Muss ich sagen, dass ich mich schlecht fühle, keine Besserung verspüre und manchmal am liebsten sterben würde?“ oder „Muss ich sagen, warum ich meine erste Frau verlassen habe und was hinter meinem Konkurs steht?“ Müssen für eine erfolgreiche Therapie wirklich alle Schutzschilde durchbrochen werden? Wie geht man mit den Schutzmechanismen und den Lebensgeheimnissen um? Wie helfe ich dem Klienten / der Patientin, zu den wesentlichen Wahrheiten ihres Lebens durchzudringen und sie fruchtbar für die Therapie werden zu lassen?
DIE PSYCHOLOGIE DES LÜGENS
In einer Überblicksarbeit hat Jochen Jordan1 sich intensiv mit dieser Frage auseinandergesetzt. Seine These: Die Lüge gehört zur Psychologie des Alltagsverhaltens. Sie ist in jedem sozialen Kontext einsetzbar und mit jeder denkbaren Motivstruktur zu verbinden. So wie man nicht nicht kommunizieren kann (Watzlawick2), so kann man nicht leben, ohne zu lügen. Dennoch unterscheiden sich Menschen beträchtlich hinsichtlich der Häufigkeit sowie der eingesetzten Technik des Lügens und vor allem bezüglich der möglichen Destruktivität einer Lüge. Lügen reichen von der situativen Notlüge bis hin zur kriminellen Verschleierung. Doch Lüge erzeugt auch Stress, und damit eine Vielzahl körperlicher Reaktionen. Da entstehen innere Konflikte und ein individuell unterschiedliches Quantum an Schuldgefühlen. Das Aufrechterhalten eines Lügengebäudes kostet Kraft. Je nach individueller Persönlichkeitsstruktur (ob übersensibel oder abgebrüht, und alle Schattierungen dazwischen) ergibt sich ein unterschiedlicher individueller Preis der Lüge.
VORBEHALTE UND ÄNGSTE GEGENÜBER EINER PSYCHOTHERAPIE
Was ist es denn, was die Menschen fürchten, wenn sie sich in Therapie begeben? Hier einige Aussagen: „Der Therapeut könnte zu tief in mein Leben blicken; ich würde mich bloßgestellt / nackt fühlen.“ – „Er / sie könnte dunkle Geheimnisse heraufholen.“ – „Er / sie könnte mich missverstehen und verurteilen.“ – „Er / sie könnte mich manipulieren oder meine Persönlichkeit verändern.“ – „Er / sie könnte mir zu nahe kommen.“
Gläubige Menschen haben zusätzliche Vorbehalte. Hier einige Ängste muslimischer Patienten: „Die Ärzte kennen meine Religion nicht und werden mich nicht verstehen.“ – „Die Ärzte werden mir Ratschläge geben, denen ich als Moslem nicht folgen kann.“ – „Die Therapie wird mich von meiner Religion entfernen.“3 Ähnliche Ängste könnte man auch von Patienten aus dem christlichen Umfeld hören, sei dies nun katholisch oder freikirchlich geprägt.
Wer solche Ängste hat, der macht die psychischen Schotten dicht und lässt die Beraterin oder den Therapeuten nur einen kleinen Ausschnitt der wahren Motivation für die Therapie sehen. Verschweigen, Verschleiern und Lügen wird hier zur Strategie der Aufrechterhaltung der persönlichen Sphäre. Das mag mit Selbstschutz und Würde zu tun haben, kann aber gerade bei größeren Problemen auch als Schutzschild für Lebenslügen missbraucht werden. „Ich habe einen wunderbaren Ehemann“ – obwohl die letzten Hämatome gerade abgeheilt sind. „In unserer Gemeinde fühle ich mich getragen und unterstützt“ – obwohl man für abweichendes Verhalten vor den Ältestenrat zitiert wird und sich massiv eingeengt fühlt.
LEBENSLÜGEN UND ABWEHRMECHANISMEN
Der Begriff der Abwehrmechanismen4 umschreibt die vielfältigen Wege, wie wir uns selbst belügen. Wohlbekannt ist das Sich-selbst-Belügen bei Psychopathen und Narzissten, die nur sich selbst sehen und meinen, mit allem durchzukommen. Ihnen fehlt es an Einfühlung in andere, aber auch an Introspektion für ihr eigenes Leben. Sie schaffen sich in ihrer Wahrnehmung ein Paralleluniversum, das weitgehend losgelöst ist von den Werten der Umgebung, der Familie oder der Gesellschaft als Ganzer. Hierher gehören auch die Verschwörungstheoretiker und Querulanten, die Verbitterten und Gekränkten. Sie alle leben mit Lügen, die dem Leben einen Sinnzusammenhang vermitteln sollen, so brüchig diese Konstruktion auch sein mag.
Die Abwehrmechanismen sind vielfältig, wie dies in der Tabelle gezeigt wird. Es fehlt der Raum, sie alle darzustellen, doch einige Beispiele mögen etwas von den inneren Lebenslügen im Gewand der Abwehrmechanismen illustrieren:
Verleugnen: Negative Ereignisse werden ins Unterbewusste verschoben, weil sie zu schmerzlich wären oder nicht dem Ideal entsprechen. Obwohl eine 53-jährige Frau seit 14 Jahren von ihrem Mann geschieden ist, erzählt sie Nachbarn und Bekannten, er sei viel auf Reisen, deshalb sehe man ihn so wenig.
Rationalisierung: Ein schmerzliches Gefühl wird durch „vernünftige“ Gründe überdeckt, „weg-erklärt“; ein problematisches Verhalten wird beschönigt: „Ich muss täglich Wein trinken, das ist gut fürs Herz! Die Kündigung hat damit nichts zu tun, das war nur ein Vorwand.“
Isolieren: Idealisieren, ohne die Nachteile zu sehen („Er ist so ein feuriger, liebevoller Mann. Und wenn wir erst verheiratet sind, dann kann ich immer noch eine Berufsausbildung machen! Verhütung?! – Ach, wissen Sie, wir passen schon auf.“)
EINE STUDIE ZU GEHEIMNISSEN UND LÜGEN
Erst vor kurzem veröffentlichten die Psychotherapieforscher Farber, Blanchard und Love von der Columbia University in New York eine ausführliche Studie zum Thema „Geheimnisse und Lügen in der Psychotherapie“.5 Sie befragten 1345 Probanden, die angaben, schon einmal in einer Therapie gewesen zu sein, zu den Themen, die sie in der Therapie verschwiegen hätten. Dabei unterschieden sie » irreführende und falsche Aussagen (Lügen im engeren Sinn) und
» das willentliche Vorenthalten von Informationen, die für ein besseres Verständnis der Person notwendig wären (Verbergen).
Hier sind die Top 10 der Unwahrheiten:
1. Ich bagatellisiere, wie schlecht ich mich wirklich fühle.
2. Ich verharmlose die Schwere meiner Symptome.
3. Ich leugne meine Gedanken an Suizid.
4. und Zweifel an mir selbst.
5. Ich gebe vor, die Kommentare /Vorschläge meines Therapeuten zu mögen.
6. Ich leugne meinen Gebrauch von Drogen oder Alkohol.
7. Ich verheimliche, warum ich Termine versäumt habe oder zu spät kam.
8. Ich gebe vor, die Therapie effektiver zu finden, als ich es in Wirklichkeit tue.
9. Ich gebe vor, hoffnungsvoller zu sein, als ich es wirklich bin.
10. Ich verberge Dinge, die ich getan habe/die ich bereue.
Das Forscherteam fragte auch nach den Motiven für Unwahrheiten und fand folgende Gründe: „Verlegenheit oder Scham“ – Ich wollte nicht von anderen Themen ablenken“ – „Zweifel, ob mein/e Therapeut/in das verstehen würde oder helfen könnte“ – „praktische Folgen“ (rechtliche Folgen bei Delikten, Hospitalisation bei Suizidalität) – „das Thema würde bei mir unkontrollierbare Gefühle auslösen“ – „meine Therapeut/in könnte ärgerlich, verletzt oder enttäuscht von mir sein“.
Vereinfacht gesagt handelt es sich beim Verschweigen und Bagatellisieren um Strategien, den Stress in einer Psychotherapie zu vermindern, um Selbstschutz und eine (falsche) Fürsorglichkeit gegenüber der Therapeutin oder dem Therapeuten.
Zwei Themen stachen besonders heraus, und es fällt nicht schwer, nachzuvollziehen, dass die folgenden Probleme oft verschwiegen werden: Gebrauch von Drogen und/oder Alkohol; dysfunktionale Essgewohnheiten (Bulimie, Binge-Eating); Finanzen: die wahre Situation / Schulden; Spielsucht /Online-Sucht; suchtartiger Konsum von Pornografie; selbstschädigender Umgang mit Sexualität; Selbstverletzungen.
Ich erinnere mich noch gut an eine 26-jährige, gutaussehende Studentin, die sich wegen einer Depression bei mir meldete. Sie sei neu in der Gegend, aber ihr früherer Arzt habe ihr Medikamente verschrieben, ob sie ein Rezept haben könne? Im Kontakt war sie eigenartig zurückhaltend, und ich hörte wochenlang nichts mehr von ihr. Dann kam auf einmal eine Mail. Sie wolle offen sein, sie brauche dringend Hilfe: sie würde an einer Störung mit Heißhunger und Erbrechen leiden. Oft gebe sie so viel Geld für spezielle Nahrungsmittel aus, dass sie in Schulden gerutscht sei. Und dann hätte sie entdeckt, dass man auf manchen Dating-Plattformen schnelles Geld verdienen könne … Sie schäme sich so sehr.
Kann ich ihr verdenken, dass sie es am Anfang nicht gewagt hatte, sich mir zu öffnen?
Der zweite Problemkomplex ist ein Trauma in der persönlichen Lebensgeschichte: Gewalt und Vernachlässigung in der Kindheit, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, Gewalt in der Ehe / in der Familie. Wir alle kennen Menschen, die in der Therapie erst allmählich den Schleier über der dunklen Vergangenheit lüften. Die Befragten in der Studie machten dafür folgenden Grund geltend: „Wenn ich über diese Dinge rede, könnten alle meine Gefühle hochkommen.“ – „Ich würde mich überwältigt fühlen und hätte mehr Stress als zuvor.“
Nun könnte man sich fragen: Merken Therapeuten und Beraterinnen nicht, was da abgeht? Die ehrliche Antwort: Oftmals merken sie es nicht. Immerhin hatten sie in 45 Prozent der Fälle „so ein Gefühl“. Am ehesten erkennen sie die Bagatellisierung von Symptomen oder das Überspielen der aktuellen Befindlichkeit. Da sind Signale durch die Körpersprache oder lange Pausen im Gespräch, wenn im Hintergrund der innere Zensor der Klientin zu filtern versucht, was sie offenlegen kann. Gerade traumatisierte Patienten testen die Vertrauenswürdigkeit der Therapeutin oder des Beraters. Kann man ihm /ihr vertrauen?
EXKURS: DIE DUNKLE SEITE DER LÜGE IN DER THERAPIE
Oftmals haben wir es in der Psychotherapie mit leidenden Menschen zu tun, deren Not uns anspricht und deren Motive für ein Verschweigen schambesetzter Themen sehr gut nachvollziehbar sind. Aber es gibt auch Menschen, die in psychopathischer Absicht bewusst Dinge verschweigen, die zentral für eine gelingende Behandlung wären. Narzissten öffnen sich nur, wenn sie einen Crash erleben. Und selbst dann erschaffen sie sich oft genug eine Welt von alternativen Wahrheiten und verdeckten Strategien, die ein wirkliche Öffnung verunmöglichen. Ich denke an den Manager, der von seiner Frau gedrängt wurde, eine Therapie zu machen, nachdem er mehrmals fremdgegangen war. Im Gespräch stellte er sich als treusorgender Ehemann dar, der sich nur manchmal etwas einsam fühle. Ja, beim Besuch einer Bar mit Kollegen sei er „einmal“ etwas zu lange geblieben, und da sei „etwas“ passiert. Aber das komme nie wieder vor! Die Therapiestunden waren zähflüssig, voller Bagatellisierungen und Schönfärbereien. Ich erspare Ihnen die unerfreulichen Details. Schließlich versickerte das Gespräch, und ich erfuhr später, dass es zur Scheidung gekommen war.
Für Lügen und Verschleierung prädestiniert sind Klienten mit unfreiwilligen Beweggründen für eine Therapie, sei dies eine gerichtliche Bewährungsauflage oder eine begleitende Maßnahme bei Sucht oder Gewalt in der Familie. Ich denke an jenen 30-jährigen, eher etwas schüchtern wirkenden Mann, der seinen kleinen Sohn so sehr geschüttelt hatte, dass er bleibende Hirnschäden davontrug. Jetzt war die kleine Tochter auf die Welt gekommen – die Therapie sollte ihm helfen, ein erneutes Vorkommnis zu verhindern. Und auch hier blieb das Gespräch so eigenartig an der Oberfläche. Später hörte ich, dass ihn erneut das Schreien des Babys so genervt hatte, dass er es misshandelte.
Es liegt uns Therapeuten nicht, wie ein Kommissar im Fernsehkrimi zu provozieren, Druck aufzubauen und mit erregter Stimme Widersprüche aufzudecken. Weder sind wir Ermittler, noch sind wir Richter. Wir sind darauf angewiesen, dass Menschen sich freiwillig öffnen. Menschen mit derartig dunklen Geheimnissen haben eine deutlich höhere Tendenz zum Bagatellisieren, Verschweigen und Umdeuten. Und leider müssen wir uns eingestehen: Der Therapieerfolg ist ungewiss.
DIE WAHRHEIT UND NICHTS ALS DIE WAHRHEIT?
In der Bewertung von persönlichen Erfahrungen und Reaktionen, von Wahrnehmungen und Beurteilungen ist der Wahrheitsbegriff gar nicht so einfach zu bestimmen. Meine Wahrheit ist nicht unbedingt die Wahrheit der anderen Person. Gerade depressive Menschen sind oft beherrscht von dysfunktionalen Überzeugungen, die man auch als kognitive Fehler bezeichnet. Der christliche Autor Chris Thurman spitzt dies zu und nennt sein Buch „Lügen, die wir glauben“.6 Auch die Beurteilung durch ein überkritisches Gewissen kann eine Verzerrung der Wahrheit darstellen, die manchmal bis an die Grenze des Wahnhaften geht.
In der Therapie braucht es daher einen behutsamen Umgang mit dem, was wir als Wahrheit sehen. In der kognitiven Therapie spricht Aaron Beck7 vom sokratischen Dialog mit dem Klienten / der Patientin: Durch respektvolle, aber gleichzeitig offene Fragen wird in Zusammenarbeit mit der Person der Wahrscheinlichkeitsgrad einer Behauptung ergründet. Was spricht dafür, dass Sie wirklich ein totaler Versager sind? Sind Sie wirklich eine so schlechte Mutter, nur weil ihre kleine Tochter sie heute Morgen angemotzt hat?
Aber da sind auch narzisstische Menschen, die die dunkle und schmerzliche Wahrheit ihres Lebens verdrängen. Der eindrückliche Film über das Leben des Musikers Elton John, „Rocket Man“ (2019), beginnt in einer Therapiegruppe, die zur Entzugsbehandlung wegen seiner Kokain- und Alkoholsucht gehört. Da rauscht er ein mit einem glitzernden überdimensionalen Feuervogel-Kostüm mit riesigen orangen Flügeln, trotzigen Hörnern und leuchtenden Federn, dazu mit der typisch extravaganten Brille, diesmal in Form von zwei Herzen. Er macht sich breit in der Gruppe, sucht nach Aufmerksamkeit. Immer wieder kommt es zu Retrospektiven in sein wildes und immens erfolgreiches Leben, aber auch in den Schmerz der Ablehnung durch seinen Vater und die Einsamkeit des kleinen Jungen, der er einmal war. Im Verlauf der Sitzung legt er ein Stück nach dem anderen ab: Er bricht die Hörner weg, legt die Flügel ab, dann die Kappe. Zuletzt sitzt er da, ganz wie die anderen, in seinem schwarzen Trainingsanzug. Und er stellt sich seiner oftmals traurigen Wirklichkeit.
HABEN SIE ALS THERAPEUT AUCH SCHON GELOGEN?
Wie gehen wir als Therapeuten und Beratende mit der Wahrheit um? Wo fällt es uns schwer, die Wahrheit zu sagen? Möchte ich der Patientin eine schwierige Wahrheit vorenthalten? Die wenig schmeichelhafte Diagnose einer Persönlichkeitsstörung? Oder die Realität eines monatelangen Wegs zur Erholung aus der Depression? Im Phänomen der Gegenübertragung lösen manche Patienten im Therapeuten eigene Konflikte und Beziehungsmuster aus. Und ganz im Verborgenen stellt sich die Frage: Wie gehe ich selbst mit meinen Lebenswahrheiten um? Die Frage nach Lüge und Wahrheit kann uns vielleicht selbst herausfordern, uns den verdrängten Bereichen unseres Lebens anzunähern.
Drei Einsichten sind es, die mich im Umgang mit Lüge und Wahrheit in der Therapie leiten:
a) Offenheit kann nur dort entstehen, wo ich das Vertrauen meines Patienten gewinne.
b) Therapeutische Prozesse brauchen Zeit – was heute nicht offengelegt wird, kommt vielleicht in einer späteren Stunde hoch.
c) Wahrheit ist subjektiv, und sie eröffnet sich nur dann, wenn wir unserem Gegenüber mit Behutsamkeit und Bescheidenheit den Weg zu einer verbesserten Selbstwahrnehmung bahnen.
Prof. Dr. Samuel Pfeifer, geboren 1952, ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er war lange Jahre Chefarzt der Klinik Sonnenhalde in Riehen bei Basel und lehrt im Masterstudiengang „Religion und Psychotherapie“ an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg.
1 Jochen Jordan: Die Psychologie des Lügens, in: Cahiers d’Etudes Germaniques 67/2014, S. 45 – 61, www.doi. org/10.4000/ceg.1656.
2 Paul Watzlawick: Man kann nicht nicht kommunizieren: Das Lesebuch, hg. von Trude Trunk, Hogrefe, Bern 2015. 3 Zitiert nach Malika Laabdallaoui / Ibrahim Rüschoff: Umgang mit muslimischen Patienten (Basiswissen), Psychiatrie-Verlag, Köln 2016.
4 Vgl. Inge Seiffge-Krenke: Widerstand, Abwehr und Bewältigung, Vandenhoek & Ruprecht, Göttingen 2017. 5 Barry A. Farber / Matt Blanchard / Melanie Love: Secrets and Lies in Psychotherapy, American Psychological Association, Washington D.C. 2019. 6 Chris Thurman: Lügen, die wir glauben: Wie Sie Lebenslügen entlarven und befreit leben können, Gerth Medien, Asslar 1991.
7 Martin Hautzinger / Aaron T. Beck et al.: Kognitive Therapie der Depression, Beltz, Weinheim 2010.